Nachdem mein erster Versuch mit einem untergärigen Bier ein voller Erfolg war, habe ich mich in diesem Winter an einem Münchner Dunkel versucht. Zu dieser Jahreszeit hat meine Braustätte die ideale Temperatur um kühl zu vergären. Ziel war ein eher leichtes aber malziges Vollbier mit einer feinen hopfigen Note. Dafür habe ich auch wieder den Saazer gewählt, da er in meinem Pils einfach zu lecker war. Die Mischung bestand – natürlich – aus Münchner Malz, ergänzt mit Pilsner. Der Hintergrund war der, dass ich schlicht noch etwas Pilsner hatte und es weg musste, sonst hätte ich als Basis nur Münchner gewählt. In Zukunft würde ich das auch genau so machen. Für Farbe und Aroma gab es dann noch etwas Mela und Special X. Gemaischt wurde etwas niedriger und ich konnte am Ende bei 11 Plato Ziel landen. Vergoren habe ich das Bier mit der W34/70, die sicherlich auch die ideale Lösung für diesen Stil ist. Die Gärung konnte ich recht konstant bei 9-10° Grad fahren. Mit dem fertigen Produkt war ich sehr zufrieden. Sicherlich war es am Ende kein Ayinger oder Weltenburger, aber als Münchner Dunkel sofort zu erkennen und zu schmecken. Mit 100% Münchner Malz wär es sicherlich noch etwas malziger geworden und ggf, könnte man hier doch mit etwas Cara nachhelfen. Das finale Rezept für 40L sah so aus:
Schlagwort: Saazer
Mein WM Bier – Brauner Bär
Zur WM 2018 in Russland habe ich ein eigenes Bier gebraut. Dazu hatte ich mir über einen finnischen online Shop für Hobbybrauer extra russischen Hopfen bestellt. Die Sorte nennt sich „Early Moscow“ und der Plan war es, damit ein eher leichtes braunes Ale zu brauen.
Die Schüttung habe ich mit etwas Chocolate Malt und Haferflocken angereichert, um das ganze etwas dunkler und cremiger zu bekommen. Gemaischt wurde eine Kombirast für ca. 2 Stunden.
Da ich nur 100g des Hopfens ergattern konnte und der Early Moscow lediglich 3,5% Alpha hat, musste ich noch etwas Saazer ergänzen, um wenigstens 30 IBU zu erzielen. Den Early Moscow habe ich je 50g in die Vorderwürze und zur Kochmitte gegeben. Den Saazer kurz vor Kochende.
Vergoren habe ich das Bier mit der K97, die mir mittlerweile etwas Angst macht, da Sie das Bier in 14 Tagen von 12 Plato auf unter 2 Plato vergoren hat. Das ist schon amtlich!
Über den Hopfen wusste ich aus dem Forum nur, dass er erdig ist und Aromen von Leder und Tabak besitzen soll. Und was soll ich sagen: Das stimmt! Beim ersten Zwickeln fand ich das Bier etwas anstrengend. Mega trocken und – trotz der gerade mal 30 IBU – recht herb. Dabei wirklich mit einer schon fast muffigen erdigen Note und Tabak und Leder im Antrunk und erst recht im Abgang. Uff!
Aber: Reifung tut einem Bier ja bekanntlich gut und nach etwas über 2 Wochen im Kühlschrank, ist es ein – zwar immer noch herbes – aber recht süffiges und bekömmliches Bierchen geworden. Das schon fast extreme Aroma von Tabak und Leder ist abgeklungen und gibt dem Bier nur noch eine Note, die in Richtung eines Landbieres geht. Funktioniert!
Den Hopfen als solches würde ich schon noch einmal einsetzen. Vielleicht ist es der ideale Hopfen für ein Russian Imperial Stout. Das könnte ich mir wirklich gut vorstellen.
Auf eine schöne WM 2018!
Le Pilsette Primeur
Bislang habe ich mich bei untergärigen Bieren absolut zurück gehalten. Der Grund dafür war in erster Linie die notwenige niedrige Gärtemperatur und die längere Wartezeit auf das Ergebnis. Für diese Premiere habe ich daher abgewartet, bis es in meiner Braustätte konstante 10° Grad hatte, was in den Wochen vor Weihnachten nun mal der Fall ist.
Was den Bierstil angeht, war ich mir erst etwas unsicher. Pils ist an sich überhaupt nicht mehr mein Bierstil, aber ich dachte mir, wenn schon untergärig, dann ein Pils! Kommerzielle Vorbilder für dieses Bier waren das Budweiser Budvar und das Pilsner Urquell. Daher auch ein Single Hop mit tschechischem Saazer. Den Hopfen habe ich für 35 IBU zu je 25% in die Vorderwürze, nach Kochbeginn, zur Kochmitte und bei Kochende gegeben.
Die 8kg Pilsner Malz kamen für 3 Stunden bei 65° Grad in den Thermoport. Wer sagt denn, dass man ein Pils nicht mir einer Kombirast brauen kann? Ich wollte durch die drei Stunden nur alles aus dem Malz rausholen und einen möglichst hohen Endvergärungsgrad erzielen. Auch hiervor hatte ich etwas Bammel. Sicherheitshalber habe ich auf 40 Liter Würze 3 Päckchen Mangrove Jack’s M84 Bohemian Lager, statt der üblichen 2 bei obergärigen Bieren. Der EVG war mit knapp über 70% niedriger als sonst, aber immer noch gut, so dass mein Pils am Ende mit ca. 4,6% Alk. den Bierstil auch recht gut getroffen hat.
Mit dem Ergebnis bin ich mega zufrieden. Aber untergärig dauert halt echt lange. Im Grunde war das Bier nach 2 Monaten Reifung erst richtig rund, dann aber wirklich lecker. Trocken, nicht zu herb und überraschend frisch und zitronig. So hatte ich den Saazer gar nicht mehr in Erinnerung.
Fazit: Ein gelungener Ausflug in die untergräige Brauwelt, den ich auch sicher nochmal wiederholen werde. Meine Heimat bleibt trotzdem obergärig, weil ich dafür einfach die besseren Räumlichkeiten etc. habe. Ich denke, dass ich in Zukunft 1-2 untergärige Biere in der kalten Jahreszeit in meinen Braukalender aufnehmen werde.
Hier das Rezept für mein Pilsette Primeur auf einen Blick: