Bislang habe ich mich bei untergärigen Bieren absolut zurück gehalten. Der Grund dafür war in erster Linie die notwenige niedrige Gärtemperatur und die längere Wartezeit auf das Ergebnis. Für diese Premiere habe ich daher abgewartet, bis es in meiner Braustätte konstante 10° Grad hatte, was in den Wochen vor Weihnachten nun mal der Fall ist.
Was den Bierstil angeht, war ich mir erst etwas unsicher. Pils ist an sich überhaupt nicht mehr mein Bierstil, aber ich dachte mir, wenn schon untergärig, dann ein Pils! Kommerzielle Vorbilder für dieses Bier waren das Budweiser Budvar und das Pilsner Urquell. Daher auch ein Single Hop mit tschechischem Saazer. Den Hopfen habe ich für 35 IBU zu je 25% in die Vorderwürze, nach Kochbeginn, zur Kochmitte und bei Kochende gegeben.
Die 8kg Pilsner Malz kamen für 3 Stunden bei 65° Grad in den Thermoport. Wer sagt denn, dass man ein Pils nicht mir einer Kombirast brauen kann? Ich wollte durch die drei Stunden nur alles aus dem Malz rausholen und einen möglichst hohen Endvergärungsgrad erzielen. Auch hiervor hatte ich etwas Bammel. Sicherheitshalber habe ich auf 40 Liter Würze 3 Päckchen Mangrove Jack’s M84 Bohemian Lager, statt der üblichen 2 bei obergärigen Bieren. Der EVG war mit knapp über 70% niedriger als sonst, aber immer noch gut, so dass mein Pils am Ende mit ca. 4,6% Alk. den Bierstil auch recht gut getroffen hat.
Mit dem Ergebnis bin ich mega zufrieden. Aber untergärig dauert halt echt lange. Im Grunde war das Bier nach 2 Monaten Reifung erst richtig rund, dann aber wirklich lecker. Trocken, nicht zu herb und überraschend frisch und zitronig. So hatte ich den Saazer gar nicht mehr in Erinnerung.
Fazit: Ein gelungener Ausflug in die untergräige Brauwelt, den ich auch sicher nochmal wiederholen werde. Meine Heimat bleibt trotzdem obergärig, weil ich dafür einfach die besseren Räumlichkeiten etc. habe. Ich denke, dass ich in Zukunft 1-2 untergärige Biere in der kalten Jahreszeit in meinen Braukalender aufnehmen werde.
Hier das Rezept für mein Pilsette Primeur auf einen Blick: